Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation glaubt an ein friedvolles Miteinander auf Augenhöhe, das sich in einer empathiegerichteten Sprache (Giraffensprache) ausdrückt.
„Das hast du doch nur gemacht, weil…“ (Interpretieren)
„Das ist doch alles nicht so schlimm wie du tust...“ (Bagatellisieren)
„Immer sagst du zu allem Nein…“ (Verallgemeinern)
„Hättest du dich anders verhalten, wäre das nie passiert…“ (Beschuldigen)
„Du bist ein gemeiner Mensch…“ (Urteilen)
All diesen Aussagen (und es gibt noch viel mehr Beispiele) ist eines gemein: Sie passieren nicht auf Augenhöhe mit dem Kommunikationspartner. Und sie alle sind Teil unserer täglichen Sprache, einer „Du“ – Sprache (die aber tatsächlich mehr über den Sender aussagt, als über den Empfänger…).
Eine Bewegung, die gegensteuert und auf den Amerikaner Marshall B. Rosenberg zurückgeht, ist jene der Gewaltfreien Kommunikation (GFK, eng. Nonviolent Communication). Ihre Grundidee ist ein friedvoller Umgang miteinander, basierend auf Empathie – für andere und sich selbst, denn ohne Selbstempathie ist auch Fremdempathie nicht möglich. Ihre Grundüberzeugung ist es, selbst für seine Bedürfnisse und Gefühle verantwortlich zu sein. Andere können Auslöser sein für das, was ich fühle, aber niemals Grund. Daher basiert die Sprache der GFK auch auf „Ich“-Botschaften.
Um genau diese empathiegerichtete, Ich-bezogene Sprache zu erreichen, kennt die GFK vier prozesshafte Schritte, die verbal durchlebt werden können, aber auch in rein gedanklicher Anwendung bereits einen großen Unterschied machen:
1. Beobachtung: was sagt / tut mein Gegenüber
2. Gefühl: welches Gefühl löst das bei mir aus (Freude, Wut, Trauer, Scham…)
3. Bedürfnis: was brauche ich ob dieses Gefühls (Bestätigung, Zuwendung, Trost…)
4. Bitte: Was konkret wünsche ich mir / erbitte ich von meinem Gegenüber
Ein Beispiel: „Du hast das Garagentor offengelassen (Beobachtung). Das ärgert mich (Gefühl), weil jemand in unser Haus kommen könnte. Ich möchte mich sicher fühlen (Bedürfnis) und bitte dich daher, künftig darauf zu achten, das Garagentor immer zu schließen (Bitte).“
Die Sprache der gewaltfreien Kommunikation wird auch als „Giraffensprache“ bezeichnet. Denn Giraffen sind die Landtiere mit dem größten Herz. Zudem kann ihr Speichel Dornen zersetzen. Gewaltvolle Sprache wird auch „Wolfssprache“ (Anmerkung: im Original ist im Englischen vom Schakal die Rede, was uns passender erscheint als Wolf) genannt. Wobei natürlich auch diese ihren Sinn hat, da der Wolf uns unsere Grenzen und Trigger aufzeigt, an denen wir noch arbeiten können.
Gewaltfreie Kommunikation kann sowohl in der Alltagssprache (problemlos auch in verkürzter Form) oder auch ganz gezielt zur Konfliktprävention bzw. – lösung eingesetzt werden. Allen voran ist die GFK aber eine Lebenseinstellung, einander auf Augenhöhe (ohne Abwertungen) zu begegnen und freundlich miteinander umzugehen 😊
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