Komplimente bekommt doch jede:r gern – sollte man meinen. Aber nicht immer führen nett gemeinte Worte zu einem freudigen „Danke“. Viele Menschen tun sich schwer damit, Komplimente anzunehmen.
Laut Duden ist ein Kompliment eine „lobende, schmeichelhafte Äußerung, die jemand an eine Person richtet, um ihr etwas Angenehmes, Erfreuliches zu sagen [und ihr zu gefallen]“.
Also zum Beispiel:
„Das Kleid steht dir echt gut!“
„Die Präsentation war richtig super!“
„Du findest immer die passenden Worte!“
Komplimente sollten also runtergehen wie Butter. Sie sind – wenn sie ehrlich gemeint sind – Zeichen der Wertschätzung und des Zuspruchs. Und dennoch rufen sie nicht immer Freude hervor. Nicht selten führen sie bei der Empfängerin oder dem Empfänger zu Unbeholfenheit, wie mit dem Kompliment umgegangen werden soll oder sogar zu Scham. Statt sich also über das Kompliment zu freuen und es mit einem einfachen „Danke“ anzunehmen, wird ein alternativer Umgang gewählt.
Auf „Das Kleid steht dir echt gut!“, wird dann etwa so reagiert:
Abblocken: „Echt? Mir gefällt’s eigentlich gar nicht.“
Schmälern: „Danke, ich find’s auch ganz okay. Nur die Rüschen am Ärmel gefallen mir nicht.“
Ablenken: „Das gab es im Abverkauf in diesem neuen Geschäft. Kennst du das schon?“
Umlenken: „Dir würde es bestimmt viel besser stehen.“
Warum aber fällt es uns so schwer, einfach anzuerkennen und anzunehmen, dass uns eine andere Person etwas Nettes sagen möchte? Die Gründe dafür können von Person zu Person ganz unterschiedlich sein…
Perfektionismus:
Wer besonders perfektionistisch ist, kann ein Kompliment nur dann annehmen, wenn der eigene hohe Anspruch an sich selbst erfüllt ist, Selbst- und Fremdwahrnehmung also übereinstimmen.
Bescheidenheit:
Viele Menschen werden dazu erzogen, bescheiden zu sein. Sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, wie es beim Erhalt eines Kompliments kurzfristig passiert, liegt ihnen fremd. Entsprechend schwer fällt es ihnen auch, ein Kompliment anzunehmen.
Angst vor Arroganz:
Manche Menschen haben Sorge, als arrogant wahrgenommen zu werden, wenn sie ein Kompliment annehmen und spielen es stattdessen herunter oder negieren es.
Geringer Selbstwert:
Wer sich selbst nicht als wertvoll ansieht, glaubt auch nicht daran Komplimente zu verdienen.
Mangelndes Vertrauen:
Menschen, die anderen Menschen wenig Vertrauen entgegenbringen, werden auch ein Kompliment des Gegenübers kaum als ehrlich gemeint annehmen können. Stattdessen wird Heuchelei oder versuchte Manipulation hinter dem Kompliment vermutet. Oder auch ein „fishing for compliments“ des Gegenübers, bei der die andere Person nur ein Kompliment ausspricht, um im Gegenzug selbst eines zu bekommen.
All das sind Gründe, die vollkommen nachvollziehbar sind. Wer an sich selbst bemerkt, Schwierigkeiten damit zu haben, Komplimente anzunehmen, sollte aber doch einmal darüber nachdenken, was dahinter liegen könnte. Und vielleicht einfach einmal versuchen dem Gegenüber das nächste Mal ein aufrichtiges „Danke“ zu entgegnen.
Wer nicht lernt Komplimente anzunehmen, riskiert in Zukunft keine mehr zu erhalten.
Denn auch für die Person, die das Kompliment ausspricht ist es feiner mit ihrer Aussage Anklang zu finden. Vor allem wenn das Kompliment neben der Sachebene auch noch auf der Beziehungsebene verstanden werden kann – als Wunsch des Senders, dem Empfänger zu gefallen.
Und wer jemanden in seinem Umfeld hat, die/der keine Komplimente annehmen kann, sollte hartnäckig bleiben. Hört man auf ein „Das Kleid steht dir aber gut“ zum Beispiel ein „Ich finde, ich sehe darin dick aus“, könnte man etwa entgegnen: „Schade, dass du das so siehst. Ich finde ehrlich, dass es dir richtig gut steht.“
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