Egal ob im Arbeits- oder Privatleben, manche Menschen scheinen uns mehr zu Gesicht zu stehen als andere. Aber warum ist das so? Die meisten Wahrnehmungen passieren unbewusst – etwa 90 Prozent – so auch in vielen Fällen, wie wir Menschen wahrnehmen.
Aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften sind uns manche Menschen einfach sympathischer als andere. Eine rationale Erklärung dafür haben wir nicht. Das ist einerseits praktisch, denn es wäre kaum möglich jeden Menschen zuerst eingehend zu analysieren bevor wir uns eine Meinung über ihn bilden. Die unbewusste Bevorzugung mancher Menschen kann aber auch zum Problem werden – etwa wenn es darum geht neue Mitarbeiter:innen einzustellen. Darum ist es gut, sich mit seiner eigenen „Bias“ zu beschäftigen.
Folgend einige Möglichkeiten, wie unsere Wahrnehmung anderer Menschen unbewusst verzerrt werden kann:
Geschlecht
Geschlechtern werden, je nach Kultur, unterschiedliche Eigenschaften, Rollen und Erwartungen zugeordnet. Der Klassiker der Unconscious Bias aus dem Arbeitsleben ist etwa, wenn Männer im Bewerbungsprozess für gewisse Aufgaben bevorzugt werden, da ihnen der Job, trotz gleicher Qualifikation, mehr zugetraut wird.
Alter
Auch mit dem Alter können gewisse Erwartungen verbunden sein. Etwa wenn von Frauen in einem gewissen Alter erwartet wird, dass diese demnächst ein Kind bekommen könnten und das Entscheidungen – zum Beispiel wieder im Bewerbungsprozess – beeinflusst. Auch ältere Menschen werden im Bewerbungsprozess oft nicht berücksichtigt, etwa weil angenommen wird, dass sie höhere Gehaltsvorstellungen haben.
Aussehen
Das Aussehen anderer Menschen löst bei uns unbewusst Reaktionen aus. So sind uns schöne Menschen zum Beispiel instinktiv sympathischer. Aber auch die Körpergröße kann eine Rolle spielen – kleinere Menschen werden tendenziell eher als schwach und größere Menschen eher als starke Persönlichkeiten wahrgenommen.
Name
Um Erwartungen gegenüber einer Person zu haben, muss man sie nicht einmal kennen. Alleine der Name anderer kann schon unsere Wahrnehmung beeinflussen. Namen, die einer für uns positiv assoziierten Kultur entspringen, werden etwa bevorzugt. Umgekehrt begegnen wir Personen mit Namen, die mit Kulturen assoziiert werden, die keine positiven Gefühle auslösen, skeptisch.
Ähnlichkeit
Ohne es zu wollen, bevorzugen wir auch Menschen, die uns in irgendeiner Art und Weise ähnlich sind – das kann eine ähnliche Herkunft, ähnliche Interessen etc. betreffen. Wir sind ihnen gegenüber, ohne uns bewusst dazu zu entscheiden, unkritischer.
Halo- und Horns-Effekt
Es kann auch passieren, dass die Beurteilung einer Eigenschaft oder eines Umstandes sich auf unsere generelle Wahrnehmung dieses Menschen auswirkt – entweder positiv (Halo) oder negativ (Horns). Wissen wir zum Beispiel, dass eine Person auf einer renommierten Universität studiert hat, kann es sein, dass wir Aussagen dieser Person generell unkritisch gegenüberstehen, weil wir – unreflektiert – der Meinung sind, diese Person sei klug. Anders herum kann eine renommierte Universität bei anderen die Erwartung hervorrufen, diese Person sei hochnäsig, ebenfalls eine Erwartung, die auf viele Situationen umgelegt werden kann.
Bestätigung
Wenn wir einer Person Erwartungen entgegenbringen, dann versuchen wir instinktiv uns in unseren Erwartungen zu bestätigen. Uns werden also vermehrt Dinge an der Person auffallen, die wir so auch von ihr erwartet haben – man spricht von selektiver Wahrnehmung.
Diese waren nur einige der Beispiele, wie unsere Wahrnehmung unbewusst verzerrt werden kann. Sich seiner eigenen „Bias“ bewusst zu werden und daran zu arbeiten ihren negativen Einfluss zu reduzieren, lohnt sich in jedem Fall.
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