Verantwortung und Aufgabe – zwei Worte, die in ihrer Bedeutung doch eigentlich ganz leicht zu unterscheiden sind. Oder? Im Alltag jedoch erfordert es oft eine sehr bewusste Auseinandersetzung, um zu verstehen wo der Unterschied zwischen dem Tragen von Verantwortung und der Erfüllung von Aufgaben liegt.
Oft geht es in Konflikten darum, wer mehr Aufgaben erledigt, ob diese Verteilung fair ist, etc. Der Ursprung vieler Konflikte liegt aber tatsächlich nicht in der reinen Aufgabenverteilung, sondern nicht selten in der Unschärfe, wo Aufgaben aufhören und Verantwortung beginnt.
Ein Beispiel aus der Welt der Paarbeziehung:
In Beziehungen gibt es unterschiedlichste Verantwortungsbereiche – etwa die gemeinsame Wohnung, das Pflegen sozialer Kontakte, Kinder etc. Und oft ist es – wenn auch häufig nur implizit – klar geregelt, wer welchen Verantwortungsbereich übernimmt. Häufig sind das zum Beispiel nach wie vor Frauen, wenn es um Haushalt und Kinder geht. Was nicht bedeutet, dass Männer sich nicht tatkräftig an all den To Dos rund um Kind und Kegel beteiligen. Das alte Rollenbild ist in den meisten Familien so weit aufgebrochen, dass Männer sehr viele Aufgaben übernehmen, oft handelt es sich aber eben um Aufgaben. Die Verantwortung und damit die Pflicht, den Überblick über Aufgaben und deren Erledigung zu haben, hat aber oft nach wie vor die Frau. Sie kann Aufgaben delegieren, wird eventuell kontrollieren, ob sie erledigt wurden und bei nicht-Erledigung daran erinnern, etc. Und während eine Aufgabe sehr klar absteckbar ist – nach Checklistenprinzip – ist das Tragen von Verantwortung wesentlich weniger greifbar. Daher hat auch der Begriff des Mental Load Eingang in die gesellschaftliche Diskussion gefunden, der die psychische Belastung beschreibt, die entsteht, wenn man über eine Vielzahl – meist wiederkehrender – Alltagsaufgaben den Überblick bewahren muss.
Eine ungleiche Verteilung von Verantwortung und Aufgaben führt aber nicht nur auf Seiten des Verantwortungsträgers zu Spannungen. Ein zu wenig an Verantwortung kann ebenfalls Unzufriedenheit erzeugen und zu Konflikten führen. Denn wer keine Verantwortung trägt, wird auch wenig Motivation entwickeln sich einzubringen.
Im Arbeitsleben etwa: Von einer Arbeitnehmerin/einem Arbeitnehmer, die/der von ihrer/seiner Führungskraft nur Aufgaben zugeteilt bekommt, nicht aber eigenverantwortlich arbeiten kann, wird keine Motivation entwickeln, Höchstleitungen im Job zu vollbringen. Im Gegenteil: sie/er wird sich nur auf die Erledigung ihrer/seiner Aufgaben konzentrieren und darüberhinausgehende Kompetenzen und Ideen nicht einbringen.
Wie so oft im Leben, geht es also auch hier um ein Bewusstmachen – wo trage ich Verantwortung, wo erfülle ich Aufgaben und ist diese Verteilung für mich und mein Umfeld passend oder konfliktbehaftet?
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