…das verschiebe nicht auf morgen. Klingt eigentlich gut. Und doch können wir uns oft nicht dazu hinreißen, anstehende Aufgaben sofort zu erledigen. Aus unterschiedlichsten Gründen.
Steuer, Hausarbeit, Arzttermin vereinbaren, bei Verwandten anrufen –Tätigkeiten, die wir gerne vor uns herschieben. Aber auch wenn wir an unsere Schul- oder Studentenzeit zurückdenken (oder vielleicht noch mitten drin stecken), kennen wir das Phänomen des Aufschiebens: Wir wissen genau, dass wir dringend etwas zu erledigen hätten, können uns aber einfach nicht dazu aufraffen. Stattdessen lenken wir uns mit Ersatzhandlungen ab - da wird dann, anstatt zu lernen, im Internet gesurft oder, anstatt die Steuer zu machen, doch lieber Fenster geputzt. Die eigentlich zu erledigende Aufgabe sitzt uns dabei aber immer im Nacken.
Nimmt dieses Verhalten pathologische Züge an, spricht man von Prokrastination. Während also die meisten Leute schlussendlich doch noch ins Tun kommen, können Prokrastinierer:innen ihr Aufschiebeverhalten nicht beenden, mit bisweilen nachhaltigen Folgen, bis hin zum Jobverlust oder Abbruch des Studiums.
Tendenziell neigen vor allem Menschen dazu Aufgaben auf die lange Bank zu schieben oder zu prokrastinieren, die:
Eine schlechte Impulskontrolle haben
Sich schnell ablenken lassen
Unter depressiven Verstimmungen leiden
Probleme damit haben Prioritäten zu setzen
Menschen, die To Dos immer vor sich herschieben werden von außen oft als faul eingestuft. Tatsächlich sind sie aber oft mit einer Blockade konfrontiert, die sie nicht mal eben durch die richtige Dosis Motivation überwinden können. Gerade wenn es um große Aufgaben geht, hindert manche Menschen etwa die Angst vorm Scheitern daran, die Aufgabe in Angriff zu nehmen. Oder ihr überbordender Perfektionismus, der nur ein perfektes Ergebnis zulässt und wenn dieses unwahrscheinlich erscheint, stellen sie sich der Aufgabe lieber erst gar nicht. Manchmal ist es aber auch einfach eine tiefe Abneigung gegen die zu erfüllende Aufgabe, die mit unangenehmen Erlebnissen oder Gefühlen verbunden wird.
Tipps, die Prokrastinierer:innen und jenen Menschen empfohlen werden, die sich schwer zur Erledigung von Aufgaben motivieren können, sind:
Rituale festlegen, wie mit einer Aufgabe begonnen wird
Eine große Aufgabe in Teilaufgaben zerlegen und mit jenem Teil beginnen, der leicht zu erledigen ist – so stellt sich ein erstes Erfolgserlebnis ein
Ablenkungsquellen eliminieren und eine angenehme Atmosphäre zur Erledigung der Aufgabe schaffen (Kerzen, Musik…)
Sich selbst dafür feiern und belohnen, wenn die Aufgabe begonnen/geschafft ist
Zu guter Letzt sei betont:
Niemand kann alle Aufgaben sofort zu erledigen. In unserem Leben müssen wir Prioritäten setzen und vor allem müssen wir auch in der Lage sein, uns Pausen zu gönnen. Wer also wohl überlegt priorisiert und sich Erholungsphasen schenkt, prokrastiniert nicht, sondern beweist effektives Ressourcenmanagement.
Bei der Recherche zu diesem Blogartikel sind wir auch auf ein paar besonders kreative Methoden gestoßen, wie mit dem eigenen Aufschiebeverhalten umgegangen werden kann:
Der Schriftsteller Victor Hugo – er schrieb unter anderem „Der Glöckner von Notre-Dame“ – war angeblich party- und sexsüchtig. Wollte er schreiben, zog er sich aus und gab seinen Bediensteten seine Kleidung sowie die Anordnung ihm diese erst wieder zu geben, wenn er ein Kapitel fertiggestellt hatte.
Douglas Adams, der Autor von „Per Anhalter durch die Galaxis“ ließ sich angeblich von seinem Verlag wochenlang zum Schreiben in ein Hotelzimmer sperren, inklusive einer anderen Person im Nebenzimmer, die ihn überwachte.
Ein bedeutender Redner des antiken Griechenland, Demosthenes, zog sich zum Üben seiner Reden in einen Raum zurück. Dort verunstaltete er seine Frisur, indem er Teile der Kopfhaut rasierte. Bis seine Haare wieder nachgewachsen waren, hatte er Zeit sich auf seine Reden zu konzentrieren.
Comments