Ein Stück Torte zu viel gegessen, wieder vergessen die Oma anzurufen, eine Deadline nicht eingehalten, im Streit gemeine Dinge gesagt – die Gründe für ein schlechtes Gewissen sind vielfältig. Während manche Menschen jedoch kaum Gewissensbisse plagen, sind sie ständiger Begleiter von anderen…
Unser Gewissen ist nicht angeboren. Wir erlernen im Laufe unserer Kindheit, was gut und schlecht ist, was angemessen und nicht angemessen, was erstrebenswert ist und was nicht. Unser Gewissen dient als unser innerer, moralischer Kompass – gemessen an unseren persönlichen Wertvorstellungen. Diese wiederum leiten sich ab, von sozialen Normen, religiösen Überzeugungen, individueller Erziehung und unterschiedlichen Umwelteinflüssen. Und verhalten wir uns nun im Widerspruch zu diesen Wertvorstellungen, holt es uns ein: Das schlechte Gewissen – gegenüber uns selbst oder anderen. Es kann in einer Situation auftreten und in einer anderen ausbleiben. Unser schlechtes Gewissen ist also so individuell wie wir selbst. Das macht es manchmal auch schwer, ihm Herr oder Frau zu werden.
Wer besonders häufig von schlechtem Gewissen geplagt ist, tut gut daran, seinen eigenen Wertekompass einmal zu hinterfragen. Manche Menschen tendieren dazu, ihre Ideale so hoch zu stecken, dass sie gar nicht anders können, als an ihnen zu scheitern.
Zudem hilft ein stabiles Selbstwertgefühl dabei, zum eigenen Verhalten stehen zu können und sich weniger von äußeren und/oder unrealistischen Erwartungen lenken zu lassen, eine weitere Quelle für schlechtes Gewissen.
Und oft macht sich auch die Frage bezahlt: Ist durch mein Verhalten tatsächlich ein Schaden entstanden? Wenn nein, lohnt sich auch das schlechte Gewissen nicht.
Wer sich schwer tut, alleine mit seinem schlechten Gewissen fertig zu werden, kann auch Rat von außen hinzuziehen und andere Menschen fragen, wie sie die Situation beurteilen. Denn schlechtes Gewissen ist subjektiv. Was einen Menschen plagt, ist dem anderen vollkommen egal.
Und was besagt eine alte Weisheit: Nichts Schlechtes, wo nicht auch etwas Gutes ist. Nur weil wir es als das „schlechte“ Gewissen bezeichnen, hat es dennoch positive Aspekte:
Indem unser Gewissen als unsere moralische Instanz fungiert, bewahrt es – das antizipierte schlechte Gewissen – uns davor, Verhalten an den Tag zu legen, das wir später bereuen würden. Außerdem kann ein schlechtes Gewissen der Anstoß sein, uns aktiv dazu zu entscheiden, uns bei einer nächsten, vergleichbaren Situation anderes zu verhalten.
Wie also jede Form der persönlichen Reflexion treibt auch das Nachdenken über unser schlechtes Gewissen letztendlich unsere persönliche Entwicklung voran.
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