Unsere Sprache erlaubt es uns auf vielfältigste Weise, unsere Gedanken zu verbalisieren und so anderen zugänglich zu machen. Dabei entfaltet sie nicht nur auf unser Gegenüber Wirkung, sondern auch auf uns selbst – ein gutes Beispiel: Modalverben.

Können, wollen, mögen, müssen, sollen, dürfen – das sind die sechs sogenannten Modalverben, die in Begleitung zu Vollverben (machen, gehen, singen, spielen…) deren Aussage maßgeblich prägen. Denn „ich will etwas machen“ bedeutet etwas anderes als „ich muss etwas machen“, oder „ich darf etwas machen“.
Modalverben drücken aus, ob etwas möglich ist, oder notwendig, erlaubt, gewollt, verlangt, etc. Zudem sind die drei Verben können, wollen und mögen Ich-bezogen, während müssen, sollen und dürfen eher Fremdbezogenheit bzw. externale Abhängigkeit vermitteln.
Die Aussage eines Satzes wird also eindeutig durch die Verwendung des jeweiligen Modalverbes beeinflusst. Und dennoch werden diese 6 Verben in unserem Sprachgebrauch oft austauschbar verwendet. Besonders das Wort „müssen“ wird in viele Sätze integriert, in denen es keinesfalls darum geht, etwas zu müssen (denn was muss man schon wirklich?). Und selbst wenn es sich dabei nur um ein kleines Wort handelt, kann es doch große Wirkung entfalten – vor allem für einen selbst, denn: Sprache schafft Wirklichkeit. Besonders sehr pflichtbewusste Menschen tendieren dazu, weniger von einem Wollen und mehr von einem Müssen zu sprechen („Ich muss noch den Müll rausbringen“, „Ich muss dieses Kapitel noch fertiglesen“…). In beiden Fällen könnten auch alle anderen Modalverben zum Einsatz kommen, mit anderer Bedeutung.
Vor allem die fremdbezogenen Modalverben – und hier im Speziellen "müssen" und "sollen" – können zu sogenannten Reaktanzen führen – also einem inneren Widerstand etwas zu tun, eben weil ich es muss und nicht zum Beispiel darf oder will. Und sie können den Alltag generell belastender erscheinen und schlussendlich auch erlebt werden lassen, als er eigentlich sein müsste.
Mit diesem Blogbeitrag möchten wir abschließend zu einem Experiment einladen:
Beobachten Sie einmal Ihre eigene Sprache. Sind Sie eher der „Muss“-Typ oder ein „Will“-Typ etc.
Fragen Sie sich, ob das, was Sie mit Ihrer Sprache ausdrücken auch das darstellt, was Sie auszudrücken wünschen und wie die jeweiligen Modalverben Ihr Empfinden Ihres Alltags prägen?
Versuchen Sie Muster zu durchbrechen und es möglicherweise statt eines muss oder soll einmal mit einem will oder mag zu versuchen. Oder auch einfach – ganz aktiv formuliert – ohne Modalverb.
Erleben Sie, wie sich die sprachliche Veränderung auf Ihren Alltag auswirkt.
Wir wünschen Ihnen viele Erkenntnisse!
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