Worin bist du stark?
- charlotteenzelsber
- 13. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juli
Menschen sind unterschiedlich – wir unterscheiden uns durch unsere Persönlichkeit, dadurch was wir gut können und gerne tun. Gerade unsere Talente und Stärken zu entdecken, fällt aber nicht allen leicht.

Talente sind uns in die Wiege gelegt, wir werden mit ihnen geboren. Stärken entstehen durch Engagement, möglicherweise aufbauend auf Talenten. Wer Stärken gezielt einsetzt, erzielt bessere Leistungen und ist auch noch zufriedener dabei.
Nach den eigenen Stärken gefragt, tun sich jedoch viele Menschen schwer, diese Frage zu beantworten. Das kann zum einen daran liegen, dass wir verlernt haben, darüber Auskunft zu geben – etwa weil wir oft mit Sätzen wie „Eigenlob stinkt“ konfrontiert waren. Es kann aber auch sein, dass wir uns noch nie wirklich die Frage gestellt haben, in welchen Eigenschaften und Verhaltensweisen unsere Stärken liegen. In diesem Blogartikel möchten wir daher einen kleinen Überblick geben.
Von Tugenden und Stärken – Ein Blick in die Positive Psychologie
Die Positive Psychologie befasst sich sehr intensiv mit Stärken und ist der Überzeugung, der Einsatz individueller Stärken spielt eine wichtige Rolle in der Zufriedenheit eines Menschen. Sie unterscheidet 24 Stärken, die sechs übergeordneten Tugenden zugeordnet sind. Tugenden sind Konzepte, die wir aus Philosophie, Ethik oder Religion kennen – sie gelten als moralisch gut und gesellschaftlich erstrebenswert. Die dazugehörigen Stärken sind gewissermaßen Wege, wie wir diese Tugenden im Alltag leben können – sie prägen unsere Persönlichkeit und unser Verhalten.
Hier ein Überblick über die sechs Tugenden und ihre jeweiligen Stärken – worin erkennen Sie sich wieder?:
Weisheit & Wissen
Die kognitiven Stärken dieser Tugend helfen uns, Wissen zu erwerben und sinnvoll einzusetzen – übrigens ganz unabhängig vom IQ eines Menschen.
Kreativität: Neue und effektive Wege finden, Probleme zu lösen
Neugier: Offen für Neues und interessiert an der Welt sein
Urteilsvermögen: Dinge von allen Seiten betrachten und gut abwägen können
Liebe zum Lernen: Freude am Erwerb neuen Wissens haben
Weisheit: Weitsichtig denken und guten Rat geben können
Mut
Mutige Menschen setzen sich aktiv mit Herausforderungen auseinander – auch wenn es schwerfällt.
Authentizität: Ehrlich sein und zu sich selbst stehen
Tapferkeit: Schwierigkeiten mutig begegnen
Ausdauer: Dranbleiben, auch wenn es anstrengend wird
Enthusiasmus: Energie und Schwung ins Handeln bringen
Gerechtigkeit
Diese Stärken fördern ein faires und gutes Miteinander in Gemeinschaften, im Team und in der Organisation.
Fairness: Alle Menschen / Teamkolleg:innen gleichwertig behandeln
Führungsvermögen: Unterschiedliche Perspektiven integrieren und Teams führen können
Teamwork: Eigenes auch einmal zurückstellen zu können, im Sinne von Loyalität und Einsatz für gemeinsame Ziele
Mäßigung
In dieser Tugend geht es darum, Ausgewogenheit zu bewahren und Extreme zu vermeiden.
Vergebungsbereitschaft: Loslassen und Menschen eine zweite Chancen geben können
Bescheidenheit: Taten für sich sprechen lassen; Wirken, ohne großes Aufsehen darum zu machen
Vorsicht: Überlegt handeln, Risiken abwägen können
Selbstregulation: Impulse kontrollieren können, langfristig denken
Menschlichkeit
Die Stärken dieser Tugend machen gelingende Beziehungen möglich – durch Empathie und Nähe.
Freundlichkeit: Hilfsbereit und großzügig sein
Bindungsfähigkeit: Enge, unterstützende Beziehungen aufbauen können
Soziale Intelligenz: Einfühlungsvermögen und gutes Gespür für andere haben
Transzendenz
Stärken dieser Tugend stiften Sinn und verbinden uns mit etwas Größerem – ideal auch für Krisenzeiten.
Sinn für das Schöne: Ästhetik in Kunst, Natur oder Musik wahrnehmen können
Dankbarkeit: Das Gute bewusst wahrnehmen können
Hoffnung: An eine positive Zukunft glauben und darauf hinarbeiten
Humor: Lachen schätzen, auch in schwierigen Momenten
Spiritualität: Überzeugung von einem tieferen Sinn im Leben haben
Signaturstärken – Der persönliche Kern
Forschungsergebnisse zeigen: Jeder Mensch hat 3 bis 7 sogenannte Signaturstärken, die besonders prägend sind. Sie sind tief in uns verwurzelt, oft seit der Kindheit präsent, und sie geben uns Energie, wenn wir sie einsetzen – beruflich wie privat. Signaturstärken können aber auch lebensphasenabhängig sein – der Beginn eines neuen Studiums oder der Antritt eines neuen Jobs kann also zum Beispiel die Stärke der Neugier trainieren und sich so – zumindest für eine gewisse Zeit – zu einer besonders präsenten Signaturstärke ausprägen.
Aber Achtung: "Können" ist nicht gleich "Stärke"
Nur weil ich etwas gut kann, ist es noch lange keine echte Stärke. Manches Verhalten ist erlernt, nicht aber mit unserer Persönlichkeit verbunden – und kann uns langfristig sogar Energie rauben. Ebenso kann eine übertriebene Stärke zur Schwäche werden: Ein „Zuviel“ an Selbstregulation kann zum Beispiel zu selbstschädigender Überkontrolle werden.
Um sich selbst und seine Stärken zu kennen, lohnt sich der Blick nach innen – oder auch ein fundierter Stärkentest. Besonders zu empfehlen ist hier der wissenschaftlich fundierte VIA-Stärkentest:
Englische Version: Account Registration | VIA Institute
Angepasste deutsche Version: Demografische Daten
Stärken gezielt nutzen – so geht’s im Alltag
Stärken sind mehr als ein nettes Persönlichkeitsmerkmal – sie sind praktische Werkzeuge für beruflichen und privaten Erfolg und Wohlbefinden. Wenn wir wissen, wo unsere Stärken liegen, können wir uns in jeder Situationen gezielt fragen:
Wie kann ich meine Stärken in dieser Situation nutzen, um das Beste daraus zu machen?
Gerade in schwierigen Momenten kann dieser Perspektivwechsel neue Wege eröffnen.
Fazit: Stärken stärken stärkt!
Wenn wir unsere eigenen Stärken – und die unseres Umfelds, etwa unserer Teammitglieder oder unseres Partners/unserer Partnerin – besser kennen und einsetzen, entsteht eine Win-Win-Situation: mehr Motivation, mehr Leistung, mehr Zufriedenheit für alle.
Denn wir sind dann nicht nur gut in dem, was wir tun – wir tun es auch gerne.
Investieren wir in das, was in uns steckt – es lohnt sich.




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